Ziegelei König & Co.

 
Die Ziegelei König & Co. in Steffisburg ums Jahr 1899
Hier wurden die bekannten Thuner Ziegel maschinell gefertigt und mit einem Glockenstempel versehen.
Bild: zvg/Burgerbibliothek Bern
 
Sanierung Pestalozzi-Schulhaus im 2015
In Schwindel erregender Höhe verlegen die Dachdecker derzeit die letzten der 100-jährigen Thuner Ziegel.

In ihrer Blütezeit Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war die Ziegelei König eine der grössten Ziegelproduktionsanlagen der Schweiz. Ihre Thuner Ziegel wurden in Anlehnung an den Standort Glockental mit einem unverkennbaren Glockenstempel gekennzeichnet. Ein solcher Stempel findet sich auch auf den Ziegeln, welche das Dach des Thuner Pestalozzi-Schulhauses zieren und die nun erneut verwendet werden.
 
Dieser Stempel mit der Glocke und dem Schriftzug Thun verweist auf die Produktionsstätte des Ziegels: die Ziegelei König in Steffisburg.
(Bild: Markus Hubacher)
 
Abbau bereits im Mittelalter
Die Geschichte der Ziegelei Steffisburg geht aber viel weiter zurück: «Bereits im Mittelalter wurde im Gebiet Erlen-Schörlen Lehm abgebaut», erzählt der Lehrer und Historiker Georg Frank, welcher mit der Geschichte Steffisburgs sehr vertraut ist und eine Dissertation zum Thema «Die Nutzung der Wasserkraft in Steffisburg» geschrieben hat. Der Lehm sei in den Hafnerwerkstätten (Töpfereien) und den Ziegelhütten verwendet worden. Dort wurden unter anderem Dachziegel, Mauersteine, Bodenplatten und Kaminsteine hergestellt.
Auch die Ziegelhütten in Thun, welche sich auf dem Gelände des heutigen Thunerhofs befanden und eine obrigkeitliche Ziegelei darstellten, bezogen einen Grossteil ihres Lehms aus den Lehmgruben in Steffisburg. In Thun selber gab es damals nur noch Lehmvorkommen in der Eselmatte, dem heutigen Seefeld-Quartier.

Thuner Ziegelei zieht um
Im Jahr 1794 kaufte die Berner Regierung das Schörlengut in Steffisburg und sicherte sich damit die grossen Lehmvorräte für ihre Ziegelhütte in Thun. Der Untergang der Alten Eidgenossenschaft brachte 1798 sowohl politische als auch wirtschaftliche Veränderungen mit sich. 1809 kauften die Gebrüder Schrämli, denen mittlerweile die Thuner Ziegelei gehörte, auch das Schörlengut vom Staat. Ende der 1860er-Jahre verlegten sie ihren Betrieb ins Glockental, und 1869 erhielten sie die Bewilligung, eine Telegrafenleitung von Thun zu ihrem neuen Produktionsstandort zu bauen. Die neuen Ziegelhütten befanden sich auf dem Gebiet südöstlich des heutigen Ziegeleikreisels zwischen der heutigen Thunstrasse, der Ziegeleistrasse und dem Eich- und Amselweg.
1890 kaufte der Berner Walther Emil Koenig das Unternehmen für 300'000 Franken. Der Betrieb, der fortan den Namen Ziegelei König & Co. trug und grosse Bekanntheit erlangte, wurde aber weiter von Karl Schrämli geleitet. Ums Jahr 1918 wurde die Ziegelei schliesslich stillgelegt.

Die Rolle des Tourismus
Übrigens: Im Jahr 1872 verkauften Schrämlis die Thuner Parzelle mit ihrer ehemaligen Ziegelei an die Baugesellschaft Thun, welche dort zwischen 1873 und 1875 das Grand Hotel Thunerhof erbaute. Die Geschichte der Steffisburger Ziegelei ist also auch eng mit dem aufstrebenden Tourismus in Thun verbunden.